Liebe Interessenten,

wir freuen uns, dass Sie einen Hund bei uns adoptieren möchten!

An dieser Stelle möchten wir Ihnen das Procedere hierfür vorstellen: Nach einem ausführlichen Vorgespräch stellen wir Ihnen die Hunde vor, die zu den von Ihnen beschriebenen Vorstellungen, Lebensumständen usw. passen. Wenn Ihnen einer dieser Hunde zusagt und auch der Hund Sympathie gegenüber Ihnen zeigt, machen wir gemeinsam mit diesem Hund eine Vorkontrolle bei Ihnen zu Hause.

Sowohl das Vorgespräch als auch die Vorkontrolle sollen Ihnen Gelegenheit geben, den Hund näher kennenzulernen und alle Fragen zu stellen, die Sie evtl. haben. Und uns, Sie genauer kennen zu lernen und die von Ihnen gemachten Angaben zu überprüfen. Last not least sehen wir bei der Vorkontrolle auch, ob der Hund sich bei Ihnen wohl fühlt. Nun werden Sie sich vielleicht fragen, was dagegen sprechen könnte und hierzu möchten wir Ihnen ein Beispiel geben: Eine sehr nette Familie bewarb sich bei uns um eine mittelgroße Mischlingshündin, die ihrer Meinung nach perfekt zu ihnen passen würde. Bei uns im TierHeim zeigte sich die Hündin auch sehr aufgeschlossen gegenüber den Interessenten, bei ihnen zu Hause war sie allerdings sehr verunsichert und fühlte sich offensichtlich sehr unwohl. Sie musste schon ins Haus getragen werden (was bei dieser Hündin sehr ungewöhnlich war!) und zeigte sich auch drinnen total verschlossen. Verkrampft legte sie sich an eine Stelle, rührte sich auch auf gutes Zureden nicht von dieser weg und schaute immer nur zur Ausgangstür. Schließlich mussten wir alle einsehen, dass sich die Hündin hier derart unwohl fühlte, dass eine Adoption keinen Sinn gemacht hätte. Die Familie entschied sich deshalb für einen anderen Hund und diese Hündin wurde später von jemand anderem adoptiert, in dessen Zuhause sie sich vollkommen unkompliziert zeigte.

In einem anderen Fall verlief die Vorkontrolle hingegen so positiv, dass wir die Hündin gleich dort ließen, denn nach einer gründlichen Inspektion ihres neuen Zuhauses, bei der sie vom Keller bis zum Dach alle Etagen erkundete, legte sie sich auf das Sofa im Wohnzimmer, kuschelte sich an ihr neues Frauchen, gab einen tiefen Seufzer von sich und verkündete damit, dass sie bei ihrer neuen Familie angekommen sei.

Normalerweise bitten wir die Interessenten aber, den Hund zum Vertrauensaufbau noch ein bis drei Mal zu besuchen, wenn die Vorkontrolle positiv verlief – dann darf er endgültig in sein neues Zuhause umziehen. Bei verhaltensauffälligen Hunden kann diese Eingewöhnungszeit auch länger dauern, in jedem Fall werden Sie aber von uns begleitet, bis Sie sich sicher zutrauen, diesen Hund führen zu können.

Bei Urlaub oder Krankheit haben Sie die Gelegenheit, Ihren Hund bei uns in Pension zu geben. Das bietet den Vorteil, dass er sich schon auskennt und dass sich die Personen um ihn kümmern, die ihm vertraut sind. Manchmal trifft er sogar alte Spielgefährten wieder, was ihm die Wartezeit verkürzt.

Wenn Sie eine Hundeschule besuchen möchten, behalten wir uns im Abgabevertrag das Mitspracherecht vor, welche sie aussuchen. Wir waren der erste Verein im deutsch-sprachigen Raum, der diese Vertragsklausel eingeführt hat, viele Kollegen sind unserem Beispiel inzwischen aus folgendem Grund gefolgt: Es gibt sehr viele und ganz unterschiedliche Trainingsansätze und -philosophien. Während einige noch davon überzeugt sind, dass es eine Rangordnung zwischen Mensch und Hund gäbe, in der der Hund ganz unten zu stehen habe, was ihm über Druck und Starkzwang auch beigebracht werden müsse, sind andere der Meinung, der Hund müsse von morgens bis abends permanent beschäftigt und bespaßt werden. Wieder andere werben damit, eine sanfte Erziehungsmethode anzuwenden, arbeiten aber dennoch mit Leinenrucks, Würgehalsbändern, Einschüchterung und anderen aversiven Reizen. All das möchten wir unseren Hunden – und auch Ihnen! – ersparen. Als Laie ist nicht immer gleich zu erkennen, mit welchen Methoden gearbeitet wird und selbstverständlich behauptet jeder Trainer, die seine sei die allerbeste und beschreibt mit blumigen Worten, warum die eine oder andere Hauruck-Aktion nun mal sein müsse. Dazu sagen wir ganz klar nein! Nutzen Sie die Gelegenheit, sich von uns als Profis beraten zu lassen. Gern schlagen wir Ihnen eine Hundeschule unseres Vertrauens vor oder Sie sagen, wohin Sie gehen möchten, damit wir diese Hundeschule/ diesen Trainer überprüfen können. Wichtig: Der Besuch einer Hundeschule ist nicht Voraussetzung zur Adoption! Wenn Sie sich die Erziehung Ihres Hundes selbst zutrauen, weil sie schon ausreichend viel Erfahrung im Umgang mit Hunden haben, können Sie ebenso gut zu Hause bleiben. Nur falls Sie eine besuchen möchten, behalten wir uns das Mitspracherecht vor und sollten wir erfahren, dass ohne unser Einverständnis eine Hundeschule besucht wird oder wurde, in der mit aversiven Reizen gearbeitet wird, holen wir unseren Schützling auch wirklich wieder ab, denn das hat er nicht verdient. Gleiches gilt auch, falls der von uns vermittelte Hund mit Stachel- oder Würgehalsband geführt oder sonst schlecht behandelt wird.

Wenn Ihnen diese Regelung zunächst befremdlich vorkommen sollte, stellen Sie sich vor, Sie hätten Ihren geliebten Hund aus irgendwelchen widrigen Umständen heraus in unsere Hände abgeben müssen... wären Sie dann nicht froh, wenn wir wirklich genau hinschauen, wie es ihm künftig geht und ggf. auch die Verantwortung übernehmen, ihn zurück zu holen?!

Normalerweise verlaufen unsere Adoption aber problemlos und in all den Jahren seit Bestehen unseres kleinen Vereins haben wir erst zwei Hunde zurück holen müssen. Der eine wurde mit Stachelhalsband geführt und im Garten angebunden, der andere ging in eine Hundeschule, in der mit Starkzwang gearbeitet wurde.