Rasse:
Dalmatiner
Geschlecht:
männlich
Kastriert:
ja
Geboren:
01. Januar 2005
Gestorben:
9. Juli 2015

Paul ist am 19. Februar 2011 bei uns eingezogen. Er wurde in Sarajevo auf der Straße aufgriffen und vorübergehend (wenige Tage) in einer Unterkunft untergebracht, bis er nach Deutschland zu einer Pflegestelle reisen konnte. Dort lebte er bei einer Dame, die mit ihm zunächst eine Hundeschule, in der er über Unterordnung und Leinenruck geführt wurde, besuchte – anschließend war sie bei Clarissa v. Reinhardt im Training. Schon bei der ersten Begegnung wurde sie von ihr darauf hingewiesen, dass der Hund keinen gesunden Eindruck macht und gebeten, einen Tierarzt aufzusuchen – was jedoch nicht passierte. Auch der zuständige Tierschutzverein wurde nicht darüber informiert, dass Paul gesundheitliche Probleme haben könnte. Nachdem sich Paul`s Verhalten nach drei (!) Trainingsstunden noch nicht verbessert hatte, fühlte sich das Pflegefrauchen so überfordert, dass Paul so schnell wie möglich weg sollte. Nach Rücksprache mit dem zuständigen Verein, der zur Zeit keine Pflegestelle frei hatte und auch über kein eigenes TierHeim verfügt, zog Paul dann bei uns ein.

Schon am Tag seines Einzugs haben wir Paul nach Rücksprache mit unserer Tierklinik auf ein hoch dosiertes Schmerzmittel gesetzt und nach drei Tagen der Eingewöhnung und des Vertrauensaufbaus schließlich in der Klinik vorgestellt. Eine eingehende Untersuchung incl. Röntgen ergab, dass Paul seit ca. sechs Wochen zwei gebrochene Dornfortsätze hat und zusätzlich zwei ältere Brüche in der Rute! Er muß in den letzten Wochen unerträgliche Schmerzen gehabt haben! Genau in dieser Zeit wurde er aber auch kastriert und besuchte die Hundeschule, in der über Leinenruck und Einschüchterung gearbeitet wurde! Was für eine Tortur für den Rüden! Es ist zu vermuten, dass seine Unverträglichkeit mit Artgenossen zumindest zu einem wesentlichen Anteil aus den Schmerzen resultiert, die er hat(te). Paul muss in den nächsten Wochen viel geschont werden. Lange Spaziergänge, Sprünge jeglicher Art, das Tragen einer Halsung und hektische Bewegungen sind untersagt. Er bekommt Schmerzmittel und wird natürlich auch wegen Giardien, die er ebenfalls hat, behandelt. Unsere Tierärzte glauben, dass Paul bei entsprechender Schonung und med. Versorgung gute Chancen hat, wieder gesund zu werden.

Mit Katzen ist Paul übrigens nicht verträglich, über seine Verträglichkeit mit Artgenossen kann man erst nach seiner Gesundung eine realistische Einschätzung abgeben. Er ist sehr freundlich und verschmust gegenüber Menschen, kommt auch mit Kindern gut klar. Er fährt problemlos im Auto mit und kann bis zu vier Stunden alleine bleiben.

Wir suchen für ihn ein liebevolles Zuhause, in dem er sich von den Strapazen seines bisherigen Lebens erholen kann und das ihm einen lebenslänglichen Sofaplatz garantiert. Eine weiterführende Betreuung und Beratung durch uns und unsere Klinik wäre selbstverständlich.

Update vom 18. März 2011

Zusätzlich haben wir heute nach tierärztlicher Untersuchung erfahren, dass Paul nur noch eine Restsehkraft von ca. 10% hat, also nur noch sehr wenig sieht. Bei gutem Licht kann er noch Schatten und Umrisse erkennen, mehr wohl nicht. Paul hat dieses weitere körperliche Manko durch seinen Geruchs- und Gehörsinn gut ausgeglichen, wird aber bei Dämmerung und Dunkelheit etwas unsicherer und ist dann am liebsten in gewohntem Umfeld, wo er sehr gut zurecht kommt.

Wir sind fasziniert, mit wie viel Lebensmut Paul diese ganzen körperlichen Beeinträchtigungen und Strapazen erträgt und hoffen um so mehr, dass sich liebe Menschen für ihn finden.

Am 06. Juni 2011 haben wir schöne Fotos von Paul gemacht:

Update vom 01. August 2011

In der vergangenen Woche war Paul zur Kontrolluntersuchung. Seine Brüche sind verheilt. Seine Sehkraft ist aufgrund eines Gendefektes eingeschränkt, er ist also schon beinahe blind zur Welt gekommen. Wahrscheinlich hat er sich deshalb auch so gut an diesen Zustand adaptiert – er kennt es nicht anders und kommt gut zurecht. Lediglich starke Dämmerung und Dunkelheit macht ihm zu schaffen, er wird dann unsicherer und braucht mehr Zuspruch von seinen Menschen.

Sein Sozialverhalten gegenüber Artgenossen hat sich deutlich verbessert! Er kann inzwischen ruhig neben fast allen Hunden des TierHeims im Auslauf sein, selbst wenn ein anderer anfängt zu stänkern, geht er in der Regel einfach weg. Es ist selten geworden, dass er mal zurück pfeffert.

Im Umgang mit Menschen ist er wirklich ein Traumhund! Anhänglich, verschmust, freundlich und liebenswert.

Am 14. Januar 2012 ist Paul dann zu sehr netten Menschen vermittelt worden, die ihn aber leider sechs Wochen später wieder zu uns bringen mussten, da sich sein Gesundheitszustand verschlechtert hat und er die Treppen zur Wohnung nicht mehr laufen kann. Der Abschied fiel sowohl ihm als auch seinen Haltern sehr schwer. Wir werden nun alles tun, um eine vernünftige Diagnose zu erhalten und ihm entsprechend dieser zu helfen. Bis auf weiteres wird Paul deshalb bei uns bleiben und wir wären für Spenden für seine Behandlung sehr dankbar. Wir möchten ihm helfen, haben aber als kleiner Verein kein großes Budget zur Verfügung, weshalb wir auf finanzielle dringend Unterstützung angewiesen sind.

 

Am 09. Juli 2015 ist unser lieber Paul über die Regenbogenbrücke gegangen. Sein Körper war voller Tumore und einfach erschöft von der langen Krankheit. Nachdem wir am Morgen glaubten, dass es ihm wieder besser ginge und die Schmerzmittel greifen würden, zeigte sich ab dem Nachmittag, dass es ihm zusehends schlechter ging. Am Abend kam dann unsere Tierärztin und hat Paul eingeschläfert, während Michi, Merit und ich bei ihm waren. Wir werden ihn sehr vermissen, den Dalmatiner mit den albernen Ideen, wenn er ein Spielzeug aus den anderen Zimmern gestohlen hat oder mit schnellen Sprints zur Futterküche sauste, weil er sich ein Leckerchen für sein Zimmer abholen wollte. Wir hoffen, es geht Dir gut auf der anderen Seite, lieber Paul! Wir vermissen Dich.