Rasse:
Mischling
Geschlecht:
männlich
Kastriert:
ja
Geboren:
01. August 2004

Oszkar stammt von einem ungarischen Sammellager, wo er fast 900 (!) Tage sein Dasein fristete. In den letzten Wochen hatte sich der Rüde aufgegeben, lag apathisch herum, fraß nur noch sehr wenig, magerte extrem ab. Der Hilferuf einer Frau aus Deutschland erreichte uns, wir sahen seine Fotos und wußten, dass wir ihn holen müssen. Sein Transport wurde mehrfach verschoben, weil immer wieder etwas dazwischen kam, aber am 29. August 2009 durfte Oszkar endlich bei uns einziehen. Lesen Sie selber, wie es dazu kam:

Sehr geehrte Frau von Reinhardt, liebes Tierheim-Team,

ich bin über das „Finchen“ auf Ihre Seite gekommen und lese seitdem regelmäßig das Tagebuch. Ich finde es schön, dass das TierHeim auch bereit ist, Tieren aus dem Ausland eine Chance zu geben und ich freue mich mit Ihnen über jede gelungene Vermittlung. Da ich wie gesagt regelmäßig im Gästebuch lese, weiß ich, dass Sie sehr viele Anfragen wegen Hunden haben und diese natürlich leider nicht alle aufnehmen können. Deshalb sehe ich meine bzw. Oszkars Chancen sehr gering an, aber versuchen will ich es trotzdem. Der Verein „Pfotenhilfe Ungarn“ unterstützt tatkräftig ein ungarisches Tierheim. Schwarze Hunde und Schäfer(mischlinge) haben scheinbar bei der Vermittlung kaum Chancen. Der große schwarze Rüde Oszkar sitzt seit fast drei Jahren im ungarischen Tierheim. Die Bedingungen von ausländischen Tierheimen kennen Sie sicher selbst. Der Rüde wird als sanft, liebenswürdig und sehr verträglich beschrieben. Aber keiner interessiert sich für ihn.

Vielleicht möchten Sie sich Oszkars Bilder wenigstens einmal ansehen? Oder Sie wissen jemanden, der genau so einen schönen schwarzen Hund mit dem tollsten Blick überhaupt sucht???

Falls es eine Chance für Oszkar bei Ihnen gibt, würde ich für anfallende Tierarztkosten aufkommen und bis zu seiner Vermittlung eine Patenschaft übernehmen. Natürlich könnte ich auch beim Transport helfen. Ich wünsche Ihnen für Ihre Tierschutzarbeit weiterhin alles Gute!

Herzliche Grüße, A.D.

Am 26. Juni 2009 erhielten wir nochmals Post:

Gar nicht so einfach, Oszkar zu finden. Es gibt zu viele schwarze Hunde im Auffanglager. Außerdem ist Oszkar keiner von denen, die sich vordrängeln. Oszkar ist sanft und still. Kein Draufgänger. Manche fressen sich vor lauter Frust und Langeweile Speckröllchen an, andere werden klapperdürr. Zu letzteren gehört Oszkar. Er leidet. Bitte geben Sie ihm eine Chance!

Seine Vorgeschichte:
12. Oktober 2006: Oszkars Leben endet abrupt. Auf seinem täglichen Kontrollgang durch das Dorf wird er eingefangen, in ein Auto gepackt und in´die Auffangstation gebracht. Sein Herrchen interessiert das nicht, er wird nicht aus der Quarantäne abgeholt. Ozskar ahnt noch nicht, was das bedeutet.

Heute ist Oskar seit 841 Tagen oder 20.184 Stunden oder 1.211.040 Minuten im Auffanglager. Circa. Aber das ist Oszkar egal, Hunde haben ja angeblich kein Zeitgefühl. Oszkar weiß nur, dass er schon unglaublich lange da ist, dass er schon sehr lange vermisst, was er einst als Hundekind mal erfahren durfte: Menschliche Zuwendung. Wahrscheinlich kann er sich gar nicht mehr so recht daran erinnern, wie das damals war, als er ein Zuhause hatte. Er kennt nur noch Schlamm, Lärm, Gestank und Dreck, Stress und Verzweiflung. Und im Winter ein bisschen Tod.

Oszkar ist ein sehr lieber Hund, der sich im Gehege problemlos mit seinen Artgenossen verträgt und sein tristes Leben geduldig und sanftmütig im Tierheim absitzt. Er ist brav und sehr verschmust, er kann an der Leine gehen und er ist nur gutmütig. Aber er ist nicht mehr ganz jung, er ist recht groß und er ist schwarz. Und was pflegen wir Vermittler den großen, schwarzen Hunden zu sagen? Schwarz und groß: Chancenlos. Vergiss es, Oszkar.

Nachdem ich diesen Hilferuf gelesen hatte, schaute ich mir die Fotos und den Bericht an und schrieb zurück:

Hallo, Frau D.,

wir nehmen ihn! Rufen Sie mich bitte an, damit wir Einzelheiten besprechen können.

Freundliche Grüße,

Clarissa v. Reinhardt
Häuser der Hoffnung e.V.

….und so kam Oscar zu uns! Wir freuen uns, dass er da ist!

Wer sich für diesen sanften, wunderschönen und sehr verschmusten Rüden interessiert, bekommt sicher einen Freund auf Lebenszeit an seine Seite.

Update vom 24. September 2009:

Das Probewohnen in seinem neuen Zuhause hat so gut geklappt, dass seine neuen Halter sich entschlossen haben, ihn gar nicht mehr zurück ins TierHeim zu bringen. Mit dem Abgabevertrag warten wir noch ein paar Tage, um zu sehen, ob es auch wirklich alles so harmonisch bleibt. Auf den Fotos kann man sehen, wie wohl sich Oszkar in seinem neuen Zuhause fühlt!

Update vom 26. September 2009:

Oszkar ist von seinem Ausflug zu seinen neuen Haltern nicht mehr zurückgekommen. Er hat seine Familie gefunden und fühlt sich einfach nur wohl mit seinen Menschen und den zwei Hundekumpels. Ein Happy End für einen Hund, der eine lange Reise hinter sich gebracht hat.

Wir freuen uns sehr!

Am Samstag, den 24. Oktober 2009 haben wir Post bekommen:

Liebes TierHeim-Team,

letzte Woche war meine Schwester mit Familie zu Besuch. Das war für uns die Gelegenheit zu sehen, was Oszkar zu Kindern sagt. Erwartungsgemäß und wie auf den Bildern zu sehen ist, fand er es prima im Mittelpunkt zu stehen und genoss es, von vier Händen gleichzeitig gestreichelt zu werden. Meine Nichten waren genauso begeistert wie er.

Vom Auto aus bellt Oszkar kleinere Kinder übrigens an. Das hat er von unserem Olli gelernt . Oszkar mischt sich auch aktiv in das Verkehrsgeschehen ein. Fährt ein Autofahrer nach Oszkars Ansicht zu dicht hinter uns her, wird lautstark aus dem Kofferraum nach hinten geschimpft. Auch draußen gibt es noch viele Dinge, die er nicht kennt und die deshalb verbellt werden, z. B. Walker mit Stöcken, Reiter, Bauarbeiter mit orangen Westen usw. Aber woher soll er das auch kennen? Letztes Wochenende war er erstmals in der Hundeschule dabei. Trotz strömendem Regen ließ er es sich nicht nehmen voller Begeisterung Runde für Runde im gestreckten Galopp über das Gelände zu sausen. Die Freude stand ihm ins Gesicht geschrieben! Mit Oszkar allein klappen die Spaziergänge recht gut und er akzeptiert rasch, dass man mit Ziehen nicht weiterkommt. Wenn alle drei Hunde gemeinsam unterwegs sind, ist Standfestigkeit gefragt, denn dann hängt er kräftig in den Seilen. Hier noch ein paar Fotos:

 

Liebe Grüße,

A.D. mit Oskkar & Co

Am 23. November 2009 haben wir Post von Oszkar bekommen:

Liebe Bernauer,

unglaublich, wie schnell die Zeit vergeht. Nun ist Oszkar schon ganze 8 Wochen bei uns. Er hat sich gut eingelebt und macht kontinuierlich Fortschritte. Das Alleinsein am Vormittag macht ihm keine Probleme. Wenn ich mittags nach Hause komme, steigt er ganz entspannt aus seinem Korb, streckt sich, gähnt und holt sich dann seine Streicheleinheiten ab. In der Hundeschule ist er mit Eifer dabei und macht seine Sache sehr ordentlich. Neulich hat er unserem Olli bei ein paar Geschicklichkeitsübungen zugesehen und hat beschlossen, dass er dies auch will/ kann. Durch einen Tunnel gehen, auf einem Eimer stehen oder über einen Steg marschieren war bereits beim zweiten Versuch kein Problem für ihn. Von Unsicherheit oder gar Angst hat man wenig gemerkt. Nur in Ruhe und Geduld muss er sich noch ein wenig üben .

Liebe Grüße

A. D. mit Oszkar

Am 17. April 2010 erhieten wir neue Infomationen von Oszkar:

Liebes TierHeim-Team, liebe Clarissa,

Oszkar ist nun schon ein halbes Jahr bei uns und es wird Zeit, mal wieder von ihm zu schreiben. Oszkar ist ein sehr vielseitiger Kerl. Neugierig, lieb, verschmust, anhänglich, lustig, verspielt und ein echter Pausenclown, der uns oft zum Lachen bringt. Er ist temperamentvoll und gelehrig, kann unsere Geduld aber mit seinem großen Dickkopf auch ganz schön auf die Probe stellen. Er hat viel gelernt, so dass ihn z. B. Jogger, Walkergruppen, Radfahrer und Pferde in keiner Weise mehr stören. Unbekanntes und ungewohnte Situationen verunsichern ihn noch, was er dann gerne lautstark zum Ausdruck bringt.

Im Haus kommt er gut zur Ruhe und sein hyperaktives Rumgewusel beschränkt sich auf die letzten Minuten vor dem Spaziergang. In der Hundeschule hat er seine eigene Gruppe, damit es dort ausschließlich um ihn geht und er nicht immer mit seinen beiden „Bodyguards“ im Gepäck erscheint. Er fühlt sich dort sehr wohl und hat Spielkameraden, die ebenso ausgiebig toben wollen wie er – für den Geschmack unserer Hündin spielt er etwas zu wild. In der Fortgeschrittenengruppe seiner Kumpel ist er noch etwas überfordert, denn da wird mehr Ablenkung eingebaut und bei vielen Aufgaben ist Geduld nötig . Körperlich bekommt man ihn nicht müde.

Wenn nach mehrstündiger Hundewanderung Zwei- und Vierbeiner erschöpft ein Schläfchen halten wollen, ist Oszkar nach zehn Minuten wieder voll da und fragt: „Und was kommt jetzt?!“ Geistige Arbeit und Gehorsamsübungen, die Ruhe und Konzentration erfordern, kosten ihn dagegen viel Kraft. Da ist er hinterher ziemlich platt!

Ist einer von uns mit drei Hunden an der Leine unterwegs, weiß Oszkar, dass man nicht so konsequent sein kann wie sonst und nützt das dann auch gerne mal aus. Jagdtrieb ist bei ihm schon vorhanden. Allerdings ist dieser nicht so extrem ausgeprägt wie bei unseren anderen beiden Hunden. An gefahrlosen Stellen üben wir mit Oszkar den Freilauf. Generell hört er gut, aber es kam auch schon vor, dass er nach dem Motto „Ich bin dann mal weg!“ einfach fröhlich drauflos lief, ohne sich auch nur einmal umzudrehen, um eine interessante Spur zu verfolgen. Daran werden wir wohl noch arbeiten müssen…

Hier noch ein schönes Winterfoto von Oszkar und seinen Freunden:

Herzliche Grüße, A.D. mit Oszkar & den anderen Pfotentieren

Am 03. Mai 2019 erreichte uns folgende Nachricht:

Liebe Clarissa und liebes Tierheim-Team,

nicht lange ist es her, dass ich die traurige Nachricht von Georgies und Gizas Tod gelesen habe. Heute habe ich selber traurige Nachrichten.

Unser Oszkar musste letzte Woche eingeschläfert werden. Schon länger haben ihm mehrere gesundheitliche Baustellen das Leben erschwert. In den letzten Monaten hat er zusehends abgebaut. Jetzt ging es nicht mehr und wir mussten die schwere Entscheidung in seinem Sinne treffen.

Clarissa`s Einschätzung beim ersten Treffen war zu 100% richtig. Oszkars Liebe galt seinem Herrchen, mit dem ihm bis zum Schluss eine dicke Freundschaft verband. Wie man auf den Bildern sieht, ist er ziemlich weiß geworden in den Jahren. Von weise kann man eher weniger reden. So ist er doch all die Jahre ein liebenswerter Chaot geblieben. 😉

Herzliche Grüße!