Rasse:
Kangal
Geschlecht:
weiblich
Kastriert:
ja
Geboren:
01. Februar 2005

Die Kangalhündin Giza, geb. im Frühjahr 2005, haben wir von einem anderen Tierschutzverein übernommen, der sich mit ihrem oft schwierigem Verhalten überfordert sah. Bekannt ist, dass Giza bei einer türkischen Familie lebte, die sie als Welpe aus der Türkei mitgenommen hatten. Sie war zunächst freundlich und aufgeschlossen allen Menschen gegenüber, aber dann veränderte sie sich schlagartig und die Familie gab Giza mit Maulkorb und Stachelhalsband ab. Sie war gegenüber dem Halter so wehrhaft, dass die Ehefrau sie reinbringen musste, weil der Mann sich nicht in ihre Nähe traute. Über das Leben in dieser Familie wussten wir fast nichts, aber durch eine besonders liebevolle Behandlung wird es nicht so weit gekommen sein…

Einige Jahre später erfuhren wir, dass Giza im Alter von 11 Monaten von einem Freund der Familie, der versprach, sie zu betreuen, während die Familie eine kurze Reise antrat, sexuell missbraucht wurde. Vier Tage lang war sie diesem Martyrium ausgesetzt, als die Familie nach Hause kam, war ihre sonst so fröhliche und freundliche junge Hündin total verändert. Sie verkroch sich, hatte Angst vor allem und jedem – außer ihrem Frauchen – winselte viel und konnte tagelang den Kot nicht halten.

Noch heute ist es erschütternd zu sehen, wie viele Ängste Giza hat. Spricht man sie als Fremder an, zeigt sie starke Angst – und ist bereit, um ihr Leben zu kämpfen. Es macht traurig sich vorzustellen, was ein Hund erlebt haben muß, um in ein solches Verhalten zu kommen.

Im August 2007 fing Martina Laage an, mit ihr zu arbeiten, wodurch sich ihr Verhalten deutlich verbesserte. Im April 2009 habe ich (Clarissa v. Reinhardt) diese Arbeit übernommen und weitergeführt, so dass Giza noch mehr Vertrauen aufbauen konnte und inzwischen viele Situationen meistert, die früher undenkbar gewesen wären. Trotzdem wird Giza sicher immer ein Hund bleiben, der nur in sehr erfahrene Hände im Umgang mit Herdenschutzhunden und abwehrbereiten Hunden vermittelt werden könnte. Hat Giza aber erst einmal Vertrauen gefaßt, ist sie sehr fürsorglich und lieb und freut sich über jede freundliche Zuwendung.

  

Sie war die erste Bewohnerin unseres TierHeims und fühlte sich in ihrem Zimmer sehr wohl. Da klar war, dass Giza wahrscheinlich ihr ganzes Leben bei uns bleiben würde, suchten (und fanden) wir Paten für sie und wurde ihre Gefährtin, die sie täglich besuchte.

Anfang April 2010 haben wir mit Helfern eine Badestelle für Giza gebaut. Andere Hunde dürfen hier natürlich auch ins Wasser, aber Giza hat die Badestelle eingeweiht. Schaut mal:

       

Am 10. September 2013 haben wir diese schönen Fotos von Giza bei der Leckerchensuche gemacht:

     

Am 20. Juli 2014 haben wir diese schönen Fotos von Giza gemacht:

        

 

Im Winter 2017 entstand dieses schöne Foto von Giza:

Am 21. Januar 2019 ist dieses Foto von Giza entstanden. Sie ist in die Jahre gekommen und macht nur noch kleine Ausflüge, aber die genießt sie.

Als dieses Foto aufgenommen wurde, ahnte ich schon, dass es unser letzter kleiner Spaziergang sein würde, den wir da gerade unternahmen und genau so war es auch. Giza wurde schwächer, die Degenerative Myolopathie, an der sie erkrankt war, veränderte ihren Körper. Ihre Kraft ließ nach, die Beine rutschten ihr weg – sie ließ sich von all dem aber nicht beirren und ging tapfer vom Zimmer in den Hof oder in den Auslauf und wieder zurück, selbst wenn sie die ganze Hinterhand dabei hinter sich her schleifen musste. Manchmal mussten wir ihr auch auf helfen, doch dann lief sie wieder.

Aber am 01. März 2019 mussten wir sie schließlich gehen lassen, denn sie hatte kaum noch Kraft zu laufen und konnte Futter, das sie gefressen hatte, nicht mehr bei sich behalten. Sie war schwach, schlief viel, schien des Lebens müde. Ich hatte ihr immer versprochen, dass sie nicht würde leiden müssen wegen ihrer Krankheit und so war es an der Zeit, dieses Versprechen einzulösen. Da Giza sich vom Tierarzt nicht anfassen lassen würde, hat Michi sie gestreichelt, während ich ihr die Narkosespritze gab und erst, als sie tief und fest schlief, kam unser Tierarzt rein, um die letzte Spritze zu geben, die sie über die Regenbogenbrücke bringen würde. Am Abend bahrten wir sie mit einem Teil ihres Spielzeugs und 21 Kerzen um sie herum auf.

 

Eine besondere Bedeutung in ihrem Leben kam Aslan zu. Als der junge Kangalrüde 2017 zu uns kam, überlegten wir, ihn in einem anderen Tierheim unterzubringen, in dem er in einer Gruppe von HSH hätte leben können. Aber Aslan sagte, er wolle da nicht hin, er gehöre hierher und wolle deshalb auch nicht vermittelt werden. Giza sagte, er sei gekommen, um sie in ihrer Wächterposition über dass TierHeim abzulösen. Es war jahrelang ihre selbst gewählte Aufgabe gewesen, auf das TierHeimgelände aufzupassen und wir fühlten uns immer gut von ihr beschützt. Sie lief die Grundstückgrenzen ab, wachte an den Zäunen, wer sich näherte und wäre kompromisslos bereit gewesen, uns notfalls sogar mit ihrem Leben zu schützen, wenn es jemals Probleme gegeben hätte. In diese Aufgabe sollte nun der junge Aslan hineinwachsen, der sich offensichtlich auch ganz bewußt entschieden hatte, sie zu übernehmen.

Giza und er wohnten nebeneinander, hatten ein Gitterfenster in der Verbindungstür der beiden Zimmer, um sich zu sehen und Kontakt zu halten. Über die Monate konnten wir alle gut beobachten, wie sie ihm immer mehr Verantwortung übertrug und sich gleichzeitig mehr und mehr zurück zog. Sie sagte mir, er werde für mich da sein, wenn sie es nicht mehr sein könnte und ich wußte genau, was sie meinte. Zwischen Aslan und mir entstand eine ähnlich enge Bindung, wie zwischen ihr und mir – und ich war und bin so dankbar, dass er mir zur Seite gestellt wurde. Anders hätte ich den Schmerz über Giza`s Verlust kaum ertragen können.

Als sie tot war, noch bevor wir sie aufbahrten, machte ich die Zwischentür der beiden Zimmer auf und Aslan kam zum ersten Mal herüber, obwohl sie im Zimmer war. Zu Lebzeiten hätten wir sie nicht zusammen lassen können. Er schnüffelte an ihr, legte sich auf ihr Sofa und weigerte sich, das Zimmer wieder zu verlassen. Er sendete ganz klar die Botschaft: Ich übernehme ihre Aufgabe und auch ihr Zimmer, ich bin für beides bereit. Er schaute lange aus dem Fenster und als ich mich neben ihn auf das Sofa setzte, legte er seinen großen Kopf auf meinen (wenn wir nebeneinander sitzen, ist er größer als ich) und hielt für sicher zwei Minuten ganz still. Dann atmete er langsam aus und legte sich neben mich. Als nächstes holte er – der niemals mit irgendwelchen Stofftieren, Bällen oder ähnlichem spielte – meinen Lieblingsstoffhund aus Giza`s großer Spielzeugsammlung und warf ihn ein paar Mal übermütig im Zimmer herum. Dann legte er sich mit dem Stoffhund wieder hin und sah mich an. Wortloses Verstehen zwischen Giza, Aslan und mir.

Am 02. März 2019 haben Michi, Theresa, Karin, Lothar und ich Giza im Garten begraben. Sie liebte meinen Garten und ich habe ihr, wenn sie darin herumtobte, oft gesagt, dass hier ihre letzte Ruhestätte sein würde und das fand sie großartig. Sie wird immer bei mir sein und auch die anderen Mitarbeiter des TierHeims werden sie nie vergessen. Sie war ein großartiger Hund, der uns allen so viel beigebracht hat. Über schwierige Hunde und darüber, wann es Zeit ist zu kämpfen und wann man einfach lächelnd weiter geht. Über Kompromisslosigkeit, Loyalität, Dankbarkeit und Liebe.